Unter dem Titel „Nie wieder ist jetzt“ veranstaltete „Wir Sind Hürther“ eine Lesung mit Musik im Gleueler Jazzclub.
Weitab von gängigen Klischees von Klezmer bot das Ensemble AGA+ eine ziemlich stimmige Mischung von osteuropäischer Folklore bis Leonard Cohen. Im Wechsel mit den Lesungen war die Musik sowohl abwechslungsreich und virtuos als auch sehr stimmig im Zusammenklang mit den Texten.
Svenja Disselbeck, Monika Lux, Carsten Henn und Hagen Range trugen Lebensgeschichten von Hürther Juden vor. Beeindruckend war die Vielfalt der Biographien in sozialer, kultureller und religiöser Hinsicht.
Einerseits verliefen die Biographien durchaus unterschiedlich, beeindruckend war aber, wie massiv bestimmend die Ausweglosigkeit der für die jüdische Gemeinschaft zentralen Ereignisse war. Nach dem ersten Aufflammen der Verfolgung im Jahr 1933 waren es zuerst die Folgen der Nürnberger Gesetze, die vielen Berufsständen die soziale Existenz vernichtete. Vor der Pogromnacht im November 1938 gelang einigen die Flucht in die Emigration, Kinder gelangten nach England. Wer 1938 nicht fliehen konnte und in der Heimat blieb, bekam danach kaum noch eine Chance auf Rettung. Im Sommer 1941 endeten die meisten Biographien mit dem Abtransport nach Auschwitz, Theresienstadt oder Weißrussland.
Der Vortrag der Biographien beeindruckte das Publikum und unterstrich, dass die Veranstaltung äußerst angemessen und am 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz dringend notwenig war.
Dem Jazzclub gebührt Dank für seine Bereitschaft Gastgeber für den gelungenen Abend zu sein.
Dank auch an Kurt Schürmann vom Jazzclub für die Bilder.