Die evangelische Martin-Luther-King-Kirche und die katholische St. Joseph-Kirche in Hürth liegen nur wenige Meter auseinander. Und am Mittwoch waren sie nicht auseinander sondern verbunden als Veranstaltungsorte zu zwei Angeboten, die von „Wir sind Hürther“ für die interessierte Öffentlichkeit gemacht wurden. In einem Rassismus-Workshop ging es drei Stunden lang um die Geschichte des Rassismus, um seine Wahrnehmung und eine angemessene Haltung dazu. Für die Teilnehmenden war der Workshop eine angemessene Grundlage für die anschließende Konzertlesung in der Martin-Luther-King-Kirche.

Für Judy Bailey, Sarah Vecera und Patrick Depuhl war es der Abschlusstermin ihrer Tournee, die von der Vereinigten evangelischen Mission organisiert wurde.
Judy Bailey ist Sängerin und Gitarristin mit Wurzeln auf Barbados. Ihre Lieder waren selbstbewusst und setzten den Ton für die positive Grundstimmung des Abends. Die drei Künstler*innen bezogen sich auf eigene Erfahrungen von Rassismus, auf die derzeitigen gesellschaftlichen Bedrohungen. Aber im Kern stand die Bekenntnis, durch Offenheit, Erfahrung von Gemeinsamkeit („esst gemeinsam“) und Brückenbauen sowohl Widerstandskraft als auch ein Leben jenseits von rassistischer Bedrückung zu erfahren. Das konzentrierte sich in einem Lied, dass nur aus zwei Worten bestand „I am“, einer Hymne an die eigene selbst behauptete Existenz.

Judy Baileys Partner Patrick Depuhl erzählte die Lebensgeschichte seiner Großmutter, einer SS-Frau, die ihren Sohn Heinrich Himmlers Lebensborn übergab. Dort wurden außerehelich geborene Kinder nach strenger Prüfung ihrer „arischen“ Herkunft im NS Sinne erzogen und dann zur Adoption weitergereicht. Depuhls Vater hat diese Vergangenheit immer totgeschwiegen und es lag an seinem Sohn, damit in die Öffentlichkeit zu gehen.
Trotz der Düsternis des Themas war der Abend sehr positiv gestimmt und wurde sogar amüsant als Depuhl den Schmerzensruf „Aua“ und das Hundegebell „Wau“ in den unterschiedlichsten Sprachen aufführte. Auch das „Kickeriki“ des Hahns klingt zwar überall gleicht, wird aber sehr unterschiedlich benannt.

Als Überraschungsgast wurde Noah, der Sohn von Judy Bailey und Patrick Depuhl angekündigt. Noah Tendai setzt als Rapper die Arbeit seiner Eltern fort und ist bei Spotify und den sozialen Medien zu finden.
Sarah Vecera las Texte aus ihren Büchern „Wie ist Jesus weiß geworden“ und „Gemeinsam anders“, welche auf die Strukturen verweisen, die ein gutes Miteinander verwehren. Wie dieses gute Miteinander aussehen könnte, stellte sie an recht klaren, pragmatischen Beispielen dar.
Den Beginn machten die drei mit dem genealogischen Ergebnis ihrer DNA Analyse. So extrem divers ihre jeweiligen Herkunftsbestandteile auch waren, 99% der DNA aller Menschen ist komplett identisch, unabhängig von ihrer Herkunft. Diese Betonung der gemeinsamen Verantwortung setzte auch den Schlusspunkt.

Links:
Instagram:
@unitedinmission, @moyo.me, @judybaileysings u. @depoolpat
Facebook:
@ Vereinte Evangelische Mission“ u. @judybailey