Hürth. „Ich liebe meinen Job“, sagte Ramin Tahnasebi und strahlte. Der 32-Jährige macht eine Ausbildung zum Maler und LackiererinHürth,nächstesJahr steht der Abschluss an. In seinem Leben im Iran war der junge Mann Schneider. Doch seit seiner Flucht nach Deutschland nimmt er jede Chance wahr, sich zu integrieren. Am Donnerstag kam er zur Diskussionsveranstaltung ins Forum der Friedrich-Ebert-Realschule in Hürth. „Migration ist ein Gewinn, aber zugleich auch eine Herausforderung“, sagte Sven Welter, Vorsitzender des Vereins „Wir sind Hürther“ und Frontmann der Band Paveier.
Der frühere Hürther Bürgermeister und Vorstandsmitglied Walter Boecker stellte dem Podium die provokante Frage „Braucht Deutschland Einwanderung– braucht Hürth Einwanderung?“. „Unbedingt“, lautete die Antwort von Rainer Imkamp, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Brühl. „Wir sind im zehnten Jahr unseres Wachstums, und der Fachkräftemarkt istwieleergefegt.WirsolltendieArme ausbreiten und motivierten Zuwanderern eine Chance geben.“ Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, drückte es noch drastischer aus: „Uns fehlen mindestens 250 000 Fachkräfte im Handwerk. Auch an Auszubildenden mangelt es. Es gibt immer weniger Schulabgänger, und viele sehen als Perspektive eher ein Studium als eine Ausbildung.“
Neu ist das Problem nicht. „1956 haben wir die ersten Gastarbeiter aus Italien begrüßt, dann aus der Türkei“, erinnerte sich Alfons Domma von der Salus Klinik und Präsident des FC Hürth. Später habe man Menschen aus EU-Ländern nach Deutschland geholt, aus Polen, RumänienoderSpanien.Mitden GeflüchtetenausSyrien,Eritrea, dem Iran oder Somalia sei Integration nun schwieriger. Sprachkompetenz sei zwar enorm wichtig, aber nicht alles. „Die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen muss schon da sein, und zwar auf beiden Seiten.“ Marcel Kläs, Busunternehmer ausHürthmitrund400Mitarbeitern, spricht von 70 Prozent MigrationsquoteinseinemBetrieb. Für ihn ist Integration gelebter Alltag.„Abersoeinfachzuschaffen war das anfangs nicht“, sagte er.„Wir mussten schon selbst aktiv werden, haben zum Beispiel eine eigene Deutschlehrerin für unsere Mitarbeiter engagiert.“ Wichtig sei für eine gelungene IntegrationbeiMenschenauseinem anderen Kulturkreis nicht nur die Sprache, sondern auch, „Deutschland“ zu lernen, sagte Wollseifer.
Für Leo Berg,Betriebsratsvorsitzender des Industrieunternehmens Orion, sind die Syrer im Werk keine Ausländer oder Flüchtlinge mehr, sondern einfach Kollegen. Vor allem aber sind sie Menschen. „Bei rechter Polemik gibt es bei uns null Toleranz“, bekräftigte Berg. Restriktiv sei man allerdings bei denjenigen, die sich nicht integrieren wollten, meinte Wollseifer. Aber bei motivierten Menschen wie Ramin Tahnasebi, die hier in Hürth eine zweite Heimat gefunden hätten, solle man auf die Potenziale schauen und ihnen eine Lebensperspektive geben. Und nicht fragen: „Wo kommst du her
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